Ein Dankeschön der besonderen Art
Fahren, fahren auf der Autobahn, das Lied von Kraftwerk ging mir durch den Kopf, während unserer zweistündigen Fahrt nach Lößnitz. Im Juni 2022 waren wir erst beim Salzfest in der historischen Stadt, die genau wie Halle durch Salz (sogar aus unserer Salzstadt) reich wurde. Diesmal fuhren wir zur Danke-schön-Veranstaltung. Wir vertreten unsere Vereine „Alte Salzstraße Halle-Prag e.V.“ und den „Salzstadtclan e.V.“. Mit im Gepäck haben wir für Bürgermeister Alexander Troll ein paar Geschenke. Das Salzfest findet normalerweise jedes Jahr in Lößnitz im Juni statt, hatte aber zwei Jahre Corona Pause. Aber, so stellten wir fest, ist es schon ein Fest fürs Auge. Der Bürgermeister nebst Stadtrat trat zu seinem Salzfest in historischen Gewändern auf und an ihnen zog ein Tross von Menschen im Outfit des Mittelalters, Bauern, Stadtwachen, Pferdegespanne und einiges mehr vorüber. Es gab einen Salzhandel, der etwas anders als in Halle verläuft und den die Zuschauer auf dem Marktplatz live verfolgen konnten. Die Stadt ist sich ihrer Geschichte bewusst und der Vater des jetzigen Bürgermeisters hob sozusagen das Fest aus der Taufe. Eine Art Geniestreich, machte er doch damit seine Stadt attraktiv. Zum Salzfest kamen Jung und Alt aus den umliegenden Dörfern. Für den Umzug wurden die Gewandungen und Kostüme, aus dem Fundus der Stadt gestellt. Sogar über einen Kutschpark verfügt die kleine Stadt. Schon das allein ist beeindruckend. Mit diesen Gedanken kamen wir in unserer Pension nach zwei Stunden Fahrt heil an und wurden zur Veranstaltung abgeholt. Übrigens wurden die Kosten für die Übernachtung von der Stadt Lößnitz übernommen, wofür wir sehr dankbar sind. Das ist schließlich keine Selbstverständlichkeit und zeigt uns die Wertschätzung eher an.
218 geladene Gäste hatten sich in der Erzgebirgssporthalle versammelt und harrten der Dinge, die da kommen. Da wir etwas Besonderes vorhatten, sah man unserer Gewandung wohl schon an. So etwas fällt halt auf. Bernd war im Festkleid der Halloren zu sehen und ich kam in der Gewandung eines Salzkaufmanns aus dem 15. Jahrhundert mit dem Namen Erasmus von Halberstadt. Beide sind wir Mitglieder im Verein „Alte Salzstraße Halle-Prag e.V.“, ich bin zusätzlich Vorsitzender des „Salzstadtclans e.V.“, einem kleinen, aber feinen Freizeit- und Kreativverein. Bernd ist schon seit Jahren durch Vorträge in Lößnitz bekannt und gern gesehen. Ich gab schon eine Kostprobe unserer Theaterstücke zum Salzfest 2022. Dort wurde auch ein Film von uns mit einem Sketch zum Salzhandel gezeigt.
Doch zurück zur Veranstaltung. Die Erzgebirgssporthalle war riesig, das aufgebaute Buffet beeindruckend und die Gäste schon fleißig versammelt. Nachdem der Saal gefüllt war, nahm der Bürgermeister das Mikrofon in die Hand und bedankte sich bei allen Eingeladenen, die am Salzfest mitwirkten, sei es als Schausteller, Händler oder eben Mitwirkende beim Mittelalterumzug. Er fand Worte, die jedem zeigten, wie wichtig ihm dieses Fest, die Traditionen und auch die Teilnehmer waren. Solche Reden war ich aus unserer Salzstadt wenig gewohnt oder habe sie nicht bemerkt. Na ja, Halle ist ja offiziell auch eine Händelstadt. Seine zwei Gäste aus Halle bekamen eine kleine „Extra Laudatio“. Für uns war es das Stichwort und Bernd hatte schon das Mikrofon in der Hand. Er bedankte sich für die Einladung und richtete an alle Beteiligten im Saal und den Bürgermeister Grüße von der „Alten Salzstraße e.V.“ und dem Salzstadtclan e.V.“ aus. Dem Bürgermeister Troll überreichte er zwei Flaschen Kräuter von der „Alten Salzstraße e.V.“. Es handelte sich um die neueste Kreation eines Kräuterlikörs mit dem bezeichnenden Namen „Alter Salzgraf“ aus Halle aus der Marketender GbR. Der Salzstadtclan, vertreten durch meine Person, konnte mit einem A3 Salzstadtkalender 2023 punkten. Natürlich ließ es sich der Salzkaufmann Erasmus von Halberstadt nicht nehmen, den Sketch von „Gaststätte zur weißen Hänne“ zu spielen, sehr zum Gaudi der Anwesenden. Es gab dort zu sehen und zu hören, warum in dieser Gaststätte die Henne mit „ä“ geschrieben wird. Den Raum gibt es tatsächlich im Salzwinkel, einem Objekt des Salzstadtclans e.V. Faktisch war der kleine Sketch ein Vorgeschmack auf das kommende Jahr, wo der Salzstadtclan e.V. beim nächsten Salzfest mit seinen Mitgliedern und der Salzmagd auftreten wird, sofern nichts Unvorhergesehenes passiert.
Endlich wurde das Buffet durch den Bürgermeister eröffnet und es begann ein Schlemmen und ein Trinken. In gemütlicher Runde unterhielten wir uns noch mit dem Bürgermeister und den Verantwortlichen des Salzfestes, die uns schon zum Salzfest in Halle besuchten. Dazwischen wurde ein langer, aber eindrucksvoller Film über das diesjährige Salzfest in Lößnitz gezeigt. Ich hatte das Glück, einem Verantwortlichen meine vielen Fragen zu stellen, die er geduldig und kompetent beantwortete. Der Verein „Alte Salzstraße e.V.“ war dort beim Sieden zu sehen, was die Leute sehr interessierte. Ich selbst konnte vielen Leuten an dem Tag Details erklären, weil ich die Geschichte und die Arbeit des Hallvolkes sehr gut durch unsere Geschichtsprojekte kenne. Immerhin hatten Bernd und ich schon mal ein Theaterstück zu einem Salzfest in der Saline über die Tätigkeiten im Thal zu Halle geschrieben und aufgeführt, was damals gut ankam.
Fast würde man nach Lößnitz gern umziehen, weil dort die Vereine Hand in Hand mit der Stadt arbeiten, nicht immer ohne Probleme, aber mit dem Potenzial zur Lösung von Problemen. Doch unser geschichtliches Herz hängt nun mal an der Salzstadt Halle, alles andere wäre blauäugig. Im Übrigen bin ich auch meiner Heimatstadt Halberstadt sehr verbunden, wo ich gelegentlich für Kollegen Stadtführungen mache, wie in Halle oder Halle – Neustadt. Das ist kein Kunststück, haben wir doch mit Unterstützung des MSW-Welten Verlags und der Sparkasse gerade ein kleines Lexikon 768 Artikel auf 356 Seiten) über Halle entwickelt und arbeiten an der Chronik von Halle (Saale) und einem Lexikon über Halberstadt. So hinterließen unsere beiden Vereine einen bleibenden Eindruck und ich bin immer noch sehr erstaunt, wie eine solche kleine Stadt sich so für seine Geschichte nicht nur interessiert, sondern auch sorgt und einsetzt. Als kleiner Salzstadtclan läuft man in Halle, einer Großstadt, Gefahr, nicht wahrgenommen zu werden oder wird schon mal schlichtweg ignoriert. In Lößnitz sind wir keine Unbekannten beim Bürgermeister und den Verantwortlichen des Salzfestes und fühlen uns wohl als Gleiche unter Gleichen.