Es gab eine Zeit, da war das Salzfest auf dem Markt und in der Saline geprägt von dem Gedanken an die Tradition des weißen Goldes. Damals hatte die Bruderschaft einen Salzgrafen, der nicht nur Teil der Geschichte der ehemaligen Salzarbeiter war, sondern auch den obersten Knopf an ihrem Festkleid darstellte. Den Knopf gibt es noch, der Salzgraf ist sang- und klanglos aus dem historischen Repertoire gestrichen worden. Es gab auch Salzfeste, bei denen sich die Halloren auf dem Markt präsentierten, stolz ihre Fahne trugen und sogar an mittelalterlichen Umzügen teilnahmen. Doch auch das sind nur noch Erinnerungen.
Wenigstens die Citygemeinschaft, der Hanseverein und die Alte Salzstraße haben noch viel Sinn für die Geschichte der Salzstadt und veranstalten ihr Salzfest auf dem Markt, bei dem es noch einen Salzgrafen aus den Reihen der Hallischen Hanse gibt und das in Theaterspektakel rund ums Salz mündet. So findet der traditionelle Salzhandel inzwischen ohne die Brüderschaft statt, denn auch der wurde abgeschafft.
Aber solch ein Fest wird immer schwieriger, weil einfach das Geld fehlt an allen Ecken und Kanten und so oft die Sparflamme eingeschaltet werden muss.
In einem Artikel stand „Verschiedene Veranstaltungen, (wie)…dem Empfang der Vertreter der Alten Salzstraße aus Lößnitz… soll an die Geschichte des Salzes erinnern“) Das war schlecht recherchiert, da die Alte Salzstraße e.V. die Lößnitzer einlud und alle Kosten übernahm. Die Delegation hatte keine Einladung von der Brüderschaft auf der Saline, obwohl diese im letzten Jahr in Lößnitz zu Gast war. Der 1. Regierende der Hallloren regiert nicht mehr nur, er dirigiert. Seine Kapelle wartet auf Neuwahlen und lässt sich dirigieren. So kamen die Lößnitzer Vertreter von den Hallensern unbemerkt.
Erstaunt fragten die Lößnitzer, warum sich nicht alle Parteien an einen Tisch setzen. So etwas kennen sie halt nicht in ihrer Stadt. Nun, wenn man immer wieder den Tisch wegnimmt und sich über alles stellt, dann funktioniert so etwas nicht, mussten wir etwas zerknirscht feststellen. Aus den einstigen Salzsiedern sind kleine Erzbischöfe geworden. Das gilt nur für einen kleinen Teil der Bruderschaft, es gibt auch nicht wenige, die mit den genannten Vereinen zusammenarbeiten. Aber das ist nicht sehr beliebt beim Vorstand und wird auch versucht zu, sagen wir mal, zu unterdrücken. Warum weiß nur der Vorstand selbst. Natürlich hatte man auf der Saline sein eigenes Programm. Das will niemand bestreiten. Lustig sind die Bilder auf der Internetseite, die für das Salinefest werben, die so gar nicht mehr möglich sind. Da sind die Lößnitzer, ihr Bürgermeister und unser Bürgermeister (Geyer) in trauter Eintracht zu sehen und das unter dem Titel Salinefest. Eine Gaukelei könnte man sagen, wenn man bösartig ist. Wir meinen, es ist eine Erinnerung daran, wie es sein sollte.
Es ist hoffentlich keine Frage der Zeit, dass sich die Lößnitzer auch aus Halle zurückziehen. Immerhin ist die Stadt sehr dankbar um seine und Halles Geschichte, da sie davon profitierte und vieles wiedergab, bei ihrem Salzmarkt. Halle war schon immer eine streitbare, in sich zerrissene Stadt, was 1478 zum Verlust aller in mehr als zweihundert Jahren aufgebauten Privilegien und Freiheiten führte.
Freilich ist dies für den Besucher nicht sichtbar, soll es auch nicht, aber die Feste gehen einher mit dem Verlust von Traditionen. Das leibliche Wohl wird gestärkt, das Bewusstsein um die Stadt und seiner Geschichte ist ungleichmäßig verteilt unter den Vereinen.
Das bekommen die Lößnitzer auch mit und sind sagen wir mal erstaunt, aber sie hatten einen ereignisreichen Tag auf der Saale, im Schokomuseum und einem Gespräch mit der Citygemeinschaft, die bemüht ist die Traditionen der Salzgeschichte zusammen mit Hanseverein, Alte Salzstraße und Salzstadtclan e.V. aufleben zu lassen. Letzterer übergab der Delegation aus Lößnitz ein Körbchen mit gebrannten Untersetzern, die Motive der Stadt Halle von heute und damals zeigen. Damit gehen sie dann nachdenklich nach Hause.