Erneut fand in Lößnitz nach dem Salzmarkt im Juni eine Dankeschön-Veranstaltung für die ca. 300 Mitwirkenden statt. Eingeladen waren auch der Verein „Alte Salzstraße Halle-Prag e.V.“ und der Salzstadtclan e.V. aus der Salzstadt Halle. Schließlich hat Lößnitz seit 1388 das Privileg, mit Salz zu handeln und so kam das Salz aus Halle natürlich zu seinem Recht und machte neben Halle auch diese kleine Stadt reich. Der Salzmarkt ist eine Besonderheit in der Region und die Lößnitzer sind sich dessen bewusst. Es gibt keinen Vergleich zu Halle, denn Halle hat zwar ein doppeltes Salzfest, einmal von den Halloren im Thal und einmal auf dem Berge, aber weder einen Umzug noch die historische Geschlossenheit, die in Lößnitz vorhanden ist. Im 15. Jahrhundert führte diese Uneinigkeit zum Verlust der Stadtrechte, heute nur zum Verlust von Traditionen und ideellen Werten.
Die Dankeschön-Veranstaltung konnte sich sehen lassen. Es gab ein Buffet vom Feinsten, der Bürgermeister bedankte sich bei den Mitstreitern und sogar etwas Kultur wurde den Anwesenden in Form eines Films über den vergangenen Salzmarkt geboten. Der Vorsitzende des Vereins „Alte Salzstraße e.V.“ ließ es sich nicht nehmen, ein paar Worte an die Anwesenden und den Oberbürgermeister zu richten und überbrachte im Hallorenfestkleid die Grüße der Vereine. Er verlas einen Brief von Egbert Geyer, dem amtierenden Oberbürgermeister von Halle, der herzliche Dankesworte an Lößnitz richtete. Etwas merkwürdig war, dass der Vorstand der Halloren keine Grußworte übermittelte, obwohl der erste Regent eigentlich auf dem diesjährigen Salzmarkt anwesend war. So standen die Halloren in Lößnitz ohne Hallorengruß da, denn ohne Genehmigung des Vorstandes dürfen sie einfach nichts sagen. Nun, so sei es, aber auch das macht den Unterschied zu Lößnitz aus.
Zum Salzmarkt tritt die Stadtverwaltung in geschlossener Tracht auf und gibt zumindest an diesem Tag ein geschlossenes und zufriedenes Bild ab. Bürgermeister Troll durfte sich auch über das Wappen seiner Stadt freuen, das nach alter Tradition komplett mit Salz überzogen war und von den anwesenden Mitgliedern des Salzstraßenvereins überreicht wurde.
Schließlich folgte der Auftritt des Salzstadtclans e.V. Die beiden Schauspieler atmeten tief durch, denn sie mussten nicht, wie einst die Delegationen aus Lößnitz beim Salzfest, vor dem Spiel Quizfragen lösen. Sie zeigten in drei Episoden die Sprachgewandtheit und Bauernschläue einer Lößnitzerin, die irgendwann von Halle in die Stadt zog. Erasmus von Halberstadt, Salzgast aus dem 15. Jahrhundert, der sein Hallesches Salz auf der Salzstraße nach Prag auch nach Lößnitz brachte und anpries, unterschätzte wohl „das winzige Dorf mit der unverständlichen Sprache“ und nahm sich vor, die Leute übers Ohr zu hauen. Aber er wurde selbst über den Tisch gezogen. Der Bürgermeister der Stadt Lößnitz, Alexander Troll, spielte in dem Stück eine Hauptrolle und gab vor über 600 Jahren den Bürgermeister (was sonst). Er kommentierte die Szene später mit den Worten: „Das kommt nicht oft vor, dass ich nur in der Ecke stehen muss und nichts zu sagen habe“. Die Pointe der Episode war aber auf jeden Fall er. Zum Dank erhielt er einen von der Kasseler Künstlerin Beatrix Thieme vom Salzstadtclan e.V. gezeichneten Kalender.
Lößnitz, wo Tradition etwas wert ist.
(Fotos: Manfred Lehnert)